Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Straßgräbchen


Text aus der aus der Festschrift 775 Jahre Straßgräbchen - Autor Ingolf Höntsch

Wie in jeder Vereinigung gab es Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten, eben eine Entwicklung, welcher am 14.03.1925 begann und bis zum heutigen Tag anhält. Es sind Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde, welches einen großen Teil Ihrer Freizeit dafür einsetzen, dass der „Rote Hahn" in Straßgräbchen keine Chance bekam, sein Unwesen zu treiben. Geschah es dennoch, eilten diese Kameraden und Kameradinnen zur Löschtechnik und halfen uneigennützig, den Schaden so gering wie möglich zu halten. In den zurück liegenden Jahren konnte soviel menschliches Leid abgewendet und wirtschaftlicher Schaden durch Brände an Hab und Gut der Einwohner in Grenzen gehalten werden.

Das Löschen von Bränden hat natürlich eine längere Geschichte in Straßgräbchen und begann weit vor der Gründung der freiwilligen Feuerwehr. In der Regel waren es spontane Handlungen Einzelner, deren Höfe oder Wälder von Bränden erfasst wurden und die sodann mit unzureichenden Mitteln den Kampf gegen die Flammen aufnahmen. Sie waren weder organisiert, noch ausgebildet, geschweige denn im Besitz von Löschtechnik. Die Chronik der Gemeinde Straßgräbchen weiß davon mehr davon zu berichten.

Im März des Jahres 1925 wurde diesem Zustand ein Ende gesetzt. Bürger der Gemeinde Straßgräbchen, wie Walter Klaus, Alwin Huback und Emil Paulitz gründeten die freiwillige Feuerwehr und bestimmten den Kameraden Walter Klaus zum Wehrleiter. Insgesamt fanden sich 20 Kameraden, welche sich die organisierte Brandbekämpfung auf die Fahnen schrieben. Technisch gesehen, begann es mit einer fahrbaren Handruckspritze, 6 Löscheimern, den notwendigen Schläuchen und natürlich Signalhörnern zur schnellen Alarmierung.
Schnelligkeit ist gerade bei der Feuerwehr notwendig und so wurde ab dem Jahr 1926 die Handdruckspitze von Pferden gezogen. Der Bau des Steigerturmes begann.

Bedingt durch die Geschehnisse des 2. Weltkrieges wurde 1942 die Pflichtfeuerwehr ausgerufen. Die gleichzeitig ins Leben gerufene Jugendfeuerwehr sollte den Brandschutz in Straßgräbchen auch unter akutem Personalmangel sicherstellen. Ein Pkw mit sechs Sitzplätzen und einem Hänger verschaffte den Kameraden eine höhere Mobilität. Ab dem Jahr 1944 wurde der Tragkraftspritzenhänger in Dienst genommen. Dieser konnte per Zugmaschine bzw. mit der Hand bewegt werden. das wohl wichtigste Utensil war aber die darauf befindliche Motorspritze, welche die schwere Arbeit des bisherigen Handpumpenbetriebes ablöste.

Ab dem Jahr 1945 übernahm der Kamerad Franz Jendrike die Führung der nunmehr 25 Kameraden unsere Wehr für 6 Jahre.
Von 1951 bis 1953 stand Kamerad Oskar Heyen der Wehr vor und er wurde vom Kameraden Arno Wolf abgelöst. Interessant ist die Tatsache, dass die Jahreshauptversammlungen stets am 01. Januar eines jeden Jahres durchgeführt wurden.

In der Amtszeit des Wehrleiters Fritz John (1955 bis 1958) wuchs die Wehr personell auf beachtliche 33 Kameraden an. Im Jahr 1957 war es dann soweit. Ein LKW „Gas Pritsche" aus der damaligen Sowjetunion wurde beschafft und in Eigenregie der Kameraden zum Löschfahrzeug ungebaut. wer sich zurück erinnert oder in den Geschichtsbüchern nachliest, der weiß, welche Mittel zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung standen und wie improvisiert werden musste, um diese Löschtechnik zu schaffen und vor allen Dingen - zu erhalten. Unzählige Stunden wurden geleistet, um dieses Ziel zu erreichen.

Ab dem Jahr 1958 stand der Kamerad Herbert Eisold als Wehrleiter vor 40 Kameraden. Nachdem ihn 1960 der Kamerad Horst Heydn als 8. Wehrleiter in der Geschichte unsere freiwilligen Feuerwehr ablöste, übernahm er für die folgenden 40 Jahre das Amt des Kassenwartes der FFw Straßgräbchen.
Die sechziger Jahre waren von vielen Maßnahmen zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Wehr geprägt. So wurde 1961 der Umbau des damaligen Feuerwehrdepots begonnen.

Von 1963 bis 1967 wurde der maroden Löschwasserversorgung in Straßgräbchen Einhalt geboten. Durch ein entsprechend ausgebildetes Trinkwasserleitungssystem mit den dazu gehörigen Hydranten verkürzten sich die Aufbauzeiten eines Löscheinsatzes im gesamten Ort enorm.
In diesem Zeitraum wurde ein wichtiger Schritt auf dem Gebiet des vorbeugenden Brandschutzes getan. Es entstand die Gruppe „Kontrolle im Brandschutz", welche sich hauptsächlich aus Kameradinnen zusammensetzte und so kurz und bündig Frauengruppe genant wurde. 1968 war das Gründungsjahr „Junge Brandschutzhelfer". Diese wurde in Zusammen mit der Polytechnischen Oberschule Straßgräbchen von Kameraden unserer Wehr geführt. Diese Form der sinnvollen Freizeitbeschäftigung war für viele Kinder und Jugendliche nicht nur die Teilnahme an einer Arbeitsgemeinschaft schlechthin, sondern es weckte das Interesse an der Feuerwehr so stark, dass viele von ihnen unmittelbar nach der Beendigung der Schule der freiwilligen Feuerwehr beitraten.

Der Höhepunkt dieser Epoche war aber zweifelsfrei im Jahr 1969 zu sehen. In unserer Wehr wurde ein LKW LO 1800 als modernes Löschfahrzeug LF8-TS8-STA in Dienst gestellt. Seither zählte die FWw Straßgräbchen mit Ihrer hohen Einsatzbereitschaft und sehr guten Technik zu den führenden Feuerwehren des Kreises Kamenz. Nicht zuletzt wurde dies bei den Leistungsüberprüfungen und Kontrollen im wieder unter Beweis gestellt. Der Titel „Vorbildliche freiwillige Feuerwehr" wurde mit Stolz entgegengenommen und würdigte die freiwilligen Leistungen unserer Kameraden und Kameradinnen.

Mit der Änderung des Brandschutzgesetzes der DDR und der damit verbundenen Neubildung von Wirkungsbereichen im Kreis Kamenz wurde der bisherige Wehrleiter Kamerad Horst Heydn durch den Rat des Kreises Kamenz zum Wirkungsbereichsleiter des Bereiches Straßgräbchen ernannt. Auch dieser Umstand legt Zeugnis dafür ab, welcher guter Ausbildungsstand in unserer Wehr und dessen Leitung vorlag.

So wurde im Jahr 1970 Rudolf Breese zum Wehrleiter ernannt und bestimmte die Geschicke von 42 Kameraden. 1972 übernahm Kamerad Eberhard Thorenz für 10 Jahre das Amt des Wehrleiters uns somit die Obhut für 10 Kameradinnen und Kameraden. Es waren gerade die Jahre 1973 und 1974, welche unsere Wehr vor eine harte Bewährungsprobe stellten. Vier Gebäudebrände, mehrere Kleinbrände und eine Unzahl an Waldbränden hielten die Kameraden nächtelang in Atem und forderten das volle Können von ihnen. Zum Glück konnten Schäden an Gesundheit und Leben und noch höherer materieller Schaden abgewendet werden. dies gelang unter anderem durch schnelles und beherztes  Eingreifen unserer Feuerwehr mit der Unterstützung unserer Kameraden aus Bernsdorf und der Feuerwehr der NVA Dienststelle. Ein Aufatmen ging durch unsere Reihen, als dem Brandstifter das Handwerk gelegt werden konnte.

Ab dem Jahr 1982 trat der Kamerad Dieter Heydn die Nachfolge als Wehrleiter an. Mit nunmehr 55 Kameraden und 10 Kameradinnen hatte unsere Feuerwehr einen beachtlichen Personalbestand erreicht.
So kann auch berichtet werden, dass unsere Wehr fester Bestandteil der „Brandschutzeinheiten" des Kreises Kamenz war und bei Katastrophen und größeren Unglücken im Kreis, aber auch kreisübergreifend, für den Einsatz vorgesehen war.

Die Politik machte natürlich auch vor der Feuerwehr nicht halt und so wurden unter anderem auch nationale Feiertage zum Anlass genommen, Leistungen im Brandschutz zu würdigen. Einen besonderen Höhepunkt erlebten die Angehörigen unserer Wehr am 07.10.1989. An diesem Tag wurde das neue Gerätehaus am Sportplatz eingeweiht. Die große Fahrzeughalle bot Stellflächen für zwei Löschfahrzeuge bzw. Hänger und endlich hatte unsere Feuerwehr einen Schulungsraum. Die Einrichtung des Hauses mit Küche, Lager und neuen Einrichtungsgegenständen konnte sich im Kreis sehen lassen und seinesgleichen war nur schwer zu finden. Der berühmte i-Punkt wurde aber mit der Übergabe des fabrikneuen Löschfahrzeuges LF8 - TS8 - STA  vom Typ LO 2002 der Roburwerke Zittau an diesem Tag aufgesetzt. Mit der Übergabe dieses modernen Löschfahrzeuges durch den Rat des Kreises Kamenz, gerade an unsere wehr, wurde zu wiederholten Mal die hohe Einsatzbereitschaft und der gute Ausbildungsstand der FFw gewürdigt.
Der politische Umbruch wurde auch in unser Wehr mit Wohlwollen begrüßt. Durch die Auflösung der Dienststelle der nationalen Volksarmee auf dem Gemeindegebiet kam unsere Wehr in den Besitz des Tanklöschfahrzeuges TLF 16 vom Typ W50. damit erhöhte sich die Schlagkraft um ein Vielfaches. waren wir doch jetzt in der Lage, sofort mit der Brandbekämpfung zu beginnen, das das Löschwasser im Fahrzeug mitgeführt wurde. Eine „ Feuerwehrtaufe" erlebten unsere Kameraden mit dem Tanklöschfahrzeug zum Katastrophenwaldbrandeinsatz 1993 in Weißwasser.

Die schon angesprochene Mitarbeit unserer Wehr im Rahmen der „Brandschutzeinheiten" des Kreises Kamenz kam uns auch nach der „Wende" zugute. Im Jahr 1994 übergab das LRA Kamenz der FFw Straßgräbchen ein Löschfahrzeug LF16 - TS vom Typ Iveco. Hauptsächlich für den Einsatz im Katastrophenschutz gedacht, wird es für alle Feuerwehreinsätze genutzt. Mit beiden Fahrzeugen moderner Bauart deckt die FFw den abwehrenden Brandschutz auf dem Gebiet der Gemeinde Straßgräbchen ab. Es werden darüber hinaus Lösch- und Hilfeleistungseinsätze in benachbarten Gemeinden, auf dessen Anforderung hin, geleistet.

Zu Beginn der 90er Jahre wurden partnerschaftliche Beziehungen zur FFw im bayrischen Osseltshausen geknüpft. Gegenseitige Besuche führten schnell zu einer kameradschaftlichen Verhältnis der Angehörigen beider Wehren.

Aus Anlass des 70-jährigen Bestehens unserer Wehr im Jahr 1995 wurde der „Feuerwehrverein" Straßgräbchen e.V. gegründet und die Vereinsfahne in würdiger Form überreicht.

Im Jahr 1999 wurde der Kamerad Ingolf Höntsch zu Wehrleiter gewählt. Personell gesehen kann die Wehr auf 9 Kameradinnen und 49 Kameraden, sowie 12 Angehörige der Jugendfeuerwehr zurückgreifen. Im Jahr 1999 wurde Alwin Huback - letztes Gründungsmitglied der FFw Straßgräbchen -  beerdigt.

„Helfen in Not -- ist unser Gebot"



Die Wehrleiter im Überblick


1925 - 1945    Walter Klaus

1945 - 1951 Franz Jendrike

1951- 1953 Oskar Heyen

1953 - 1955 Arno Wolf

1955 - 1958 Fritz John

1958 - 1960 Herbert Eisold

1960 - 1970 Horst Heydn

1970 - 1972 Rudolf Breese

1972 - 1982 Eberhard Thorenz

1982 - 1999 Dieter Heydn

1999 - Ingolf Höntsch